Moskau, 28. April 2017
Zerstörung des nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museums
In Moskau wurde am 28. April 2017 das landesweit größte nichtstaatliche Museum, das Nikolaj-Roerich-Museum, von russischen Staatsorganen zwangsgeräumt und einem staatlichen Museum einverleibt. Ein Aufschrei in der Öffentlichkeit. Aber alle Proteste der Öffentlichkeit verhallen bis heute unbeachtet, Tausende von Eingaben russischer und westeuropäischer Bürger wurden von den russischen Behörden mit stereotypen Worthülsen beantwortet.
Die Öffentlichkeit wendet sich an die kulturverantwortlichen internationalen Organisationen. UNESCO, ICOM, Europaparlament – die internationale Kulturwelt schweigt…
ICOM Deutschland ist bestürzt, will sich aber nicht äußern, da sich ICOM International nicht geäußert hat. ICOM International, dessen amtierender Generaldirektor sogar in einem persönlichen Gespräch um eine öffentliche Stellungnahme gebeten wurde, schweigt…
Sämtliche Ausschussmitglieder von CULT, der Kulturabteilung des Europäischen Parlaments, wurden im April persönlich angeschrieben mit der Bitte um eine öffentliche Stellungnahme. Von den insgesamt 61 Ausschussmitgliedern hatte lediglich das Büro eines deutschen Abgeordneten reagiert. Aber auch hier, nach anfänglichem Interesse und Weitergabe der Zuständigkeiten von einer zur nächsten Person in den Abgeordnetenbüros, ist das Ergebnis niederschmetternd – das Thema wird seit Beginn der neuen Sitzungsperiode des Europaparlaments totgeschwiegen.
Was muss passieren, damit die politischen und gesellschaftlichen Vertreter und Schützer der europäischen und Weltkultur aktiv werden? Was muss die Öffentlichkeit tun, damit das nicht-russische Europa gegen die Zerstörung eines weltweit anerkannten nichtstaatlichen Kulturzentrums protestiert und die Rückgabe der beschlagnahmten Kunstgegenstände und Gebäude einfordert?
2018 ist das Europäische Kulturerbejahr. In diesem Jahr wird das Kulturverständnis in Europa besonders gewürdigt. Der Gedanke über den Wert des kulturellen Nachlasses der Menschheit soll in die ganze Welt hinausgetragen werden. Schluss mit „Was geht mich der Nachbar an?“, so sollte man meinen…