Im November 1989 wurde auf Initiative von Svyatoslav Roerich und auf Grundlage der Anordnung Nr. 950 des Ministerrates der UdSSR 04.11.1989 in Moskau das öffentliche Nikolaj-Roerich-Museum gegründet. Es diente als wesentlicher Grundpfeiler des Sowjetischen Roerich-Fonds. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde der Fond auf Svyatoslav Roerichs Initiative hin in das Internationale Roerich-Zentrum umgewandelt. Bis zu seinem Tode war er Ehrenpräsident des Zentrums. Mit der Moskauer Regierungsverordnung Nr. 2248 vom 28.11.1989 wurde dem Internationalen Roerich-Zentrum (IRZ)das alte Lopukhin-Anwesen im Zentrum von Moskau übergeben. Dieses hatte Svyatoslav Roerich selbst aus einer Reihe von ihm vorgeschlagenen Gebäuden zur Errichtung und Unterbringung des öffentlichen Museums ausgesucht.
Zur Errichtung des Museums hatte Svyatoslav Roerich vor, den unschätzbar wertvollen Nachlass seiner Eltern – Hunderte von Gemälden, eine Bibliothek, ein einzigartiges Archiv sowie wertvollen Raritäten, aus Indien kostenlos zu übergeben. Er stellte der Staatsführung zwingende Bedingungen für die Übergabe des Nachlasses: das Museum muss öffentlich sein, von der öffentlichen, von Svyatoslav Roerich selbst gegründeten, Organisation selbst verwaltet werden und sich auf dem Moskauer Lopukhin-Anwesen befinden. Diese Bedingungen wurden in der Verordnung des Ministerrates der UdSSR Nr. 950 vom 04.11.1989 festgeschrieben. Die Regierung hatte versprochen, umfassende Hilfe bei der Schaffung des öffentlichen Museums zu leisten. Und so übergab Svyatoslav Roerich im Jahre 1990 den Nachlass an seine Heimat an die öffentliche Organisation. Leider wurde dem Roerich-Zentrum anschließend die versprochene staatliche Beihilfe versagt.
In einem am 29. Juni 1989 in der Zeitung „Sovetskaya Kultura“ veröffentlichen Brief schrieb Svyatoslav Roerich: „Ich bin absolut davon überzeugt, dass Museum und Zentrum nur in Moskau errichtet werden können. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage des Status des Museums und Zentrums, den es haben soll, und mit welchen Mitteln es existieren soll. Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, führt die Unterordnung des Zentrums unter das Ministerium für Kultur oder gar unter das Museum für Orientalistik zu einer meiner Meinung nach, ungerechtfertigten Einschränkung der Aufgaben und Möglichkeiten des Zentrums. Das Zentrum muss meiner Meinung nach über eine beträchtliche Unabhängigkeit, Flexibilität und die Fähigkeit verfügen, über institutionelle Grenzen hinweg mit neuen und innovativen Ansätzen sich direkt an die internationale Gemeinschaft wenden zu können. Das Zentrum ist die Schaffung einer neuen Zeit, neuer Herausforderungen. Und zweifelsfrei ist es notwendig, die Erfahrungen anderer Organisationen zu berücksichtigen, die in letzter Zeit in der Sowjetunion entstanden sind, und diese Erfahrung zum Wohle neuer Initiativen einfließen zu lassen. Das Wesen des Konzepts des Zentrums und Museums ist, dass das beste Funktionieren nur im Status einer nicht-staatlichen Organisation (ähnlich wie das Kinderhilfswerk) gewährleistet ist.“
Auf Grundlage des von Svyatoslav Roerich übergebenen Nachlasses seiner Eltern schuf das Internationale Roerich-Zentrum unter der Leitung von Ludmila Shaposhnikova, einer prominenten russischen kulturellen Persönlichkeit, Gelehrten und Denkerin, mit breiter Unterstützung aus der Öffentlichkeit das öffentliche Nikolaj-Roerich-Museum.
Das Internationale Roerich-Zentrum ist Mitglied der Pan-Europäischen Föderation für das Kulturerbe „Europa Nostra“, Kollektivmitglied des Internationalen Museumsrates (ICOM), assoziiertes Mitglied der internationalen Organisation des National Trust. Das IRZ ist assoziiertes Mitglied der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Vereinten Nationen und beteiligt sich aktiv an seinen jährlichen Konferenzen. Das IRZ hat einen besonderen Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC).
Das Internationale Roerich-Zentrum, dessen Basis das öffentliche Museum ist, ist das weltweit einzige Museumszentrum, das regelmäßig Wanderausstellungen mit Originalgemälden der Roerichs in Russland und im Ausland durchführt. Solche Ausstellungen tragen dazu bei, den Dialog der Kulturen zu fördern. Seit den frühen 1990er Jahren bis 2015 Jahr haben das IRZ und das ihm angehörende Roerich-Museum Roerich mehr als 500 Ausstellungen von Gemälden der Roerichs in 250 Städten organisiert.
Das IRZ leistet große wissenschaftliche und Forschungsarbeit zum Studium des von Svyatoslav Roerich übergebenen Archivs der Familie Roerich. In ihm arbeiten Erforscher der Schöpfertums und des Lebens Roerichs aus der ganzen Welt. Das IRZ verfügt über eine einzigartige wissenschaftliche Bibliothek zu verschiedenen Bereichen der Kultur und Wissenschaft, die eine unverzichtbare wissenschaftliche und pädagogische Quelle für die Erforschung und Verbreitung des literarischen und journalistischen Erbes sowie der philosophische und wissenschaftliche Werke der Familie Roerich ist.
Seit 1992 Jahr hält IRZ in den Räumlichkeiten des Roerich-Museums jährliche internationale gesellschaftliche und wissenschaftliche Konferenzen ab, die dem Studium des Roerich-Erbes, dem Erhalt des Weltkulturerbes und den friedensschaffenden Ideen des Roerich-Pakts gewidmet sind. Diese Konferenzen werden in Zusammenarbeit mit maßgeblichen wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen, namhaften Wissenschaftler, Vertretern aus Politik und Gesellschaft sowie Kulturträgern organisiert. Sie werden von Hunderten von Wissenschaftlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Russland, Europa, Asien und Amerika besucht. Eine Reihe von internationalen Konferenzen waren den Problemen der Erhaltung der Kultur und dem Roerich-Pakt gewidmet.
Im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit veröffentlicht IRZ Arbeiten der Roerichs, aber auch Bücher über das Leben und Werk der Familie Roerich, ihren Beitrag zum Weltschatz der Kultur, Ausgaben zum Roerich-Pakt und der Bedeutung des Roerich-Erbes für die Entwicklung der menschlichen Kultur und Zivilisation. Es wurden ca. 200 Buchtitel herausgegeben, die hohe Auszeichnungen des Verbandes der Buchverlage Russlands erhielten. Das künstlerischen und wissenschaftlich-gesellschaftspolitische Journal „Kultura i vremya“, herausgegeben vom Internationalen Roerich-Zentrum, erhielt auf der Internationalen Fachausstellung „Press 2008“ die Auszeichnung „Goldener Presse-Fond 2008“. Die Zeitschrift berichtet über die wichtige Rolle der Kultur bei der spirituellen Entwicklung der Menschen und die harmonische Entwicklung aller Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.
In den 26 Jahren seines Bestehens entwickelte sich das internationale Roerich-Zentrum nicht nur zur größten, sondern auch zur weltweit führende Organisation für den Erhalt, das Studium und die Popularisierung des Roerich-Erbes, der die humanistischen Ideen über den Vorrang der Kultur im Leben der Menschheit zur Grundlage hat.