Zur Verteidigung des Museums und des IRZ

Staatliches Museum für Orientalische Kunst
An die Organisatoren des Runden Tisches
Nikitski Bulvar, 12A
119019 Moskau

11.12.2016

An die Organisatoren des Runden Tisches „Staatliches Roerich-Museum und die Roerich-Bewegung“

Am 13. Dezember werden zum Gedenktag Nicholas Roerichs weltweit Aktivitäten stattfinden. Wie wir der Website des Staatlichem Museums des Ostens entnommen haben, wird an diesem Tag eine neue Exposition des Gedenkkabinetts Nikolaj Roerichs eröffnet und ein Runder Tisch mit dem Thema „Staatliches Roerich-Museum und die Roerich-Bewegung“ veranstaltet.

Die Mitglieder der Europäischen Vereinigung zur Unterstützung des Roerich-Zentrums und seines Roerich-Museums als Vertreter europäischer Roerich-Organisationen aus Österreich, Deutschland, Estland, Republik Belarus, der Russischen Föderation, möchten ihre Ansichten zum gestellten Thema äußern. Da wir leider nicht persönlich an der Diskussionsrunde teilnehmen können, glauben wir, dass es wichtig ist, unsere Meinung schriftlich darzulegen. Diesen Brief bitten wir am 13.12.2016 vor den Teilnehmern der Veranstaltung im Staatlichen Museum des Ostens zu verlesen.

Jurij Nikolajevitsch Roerich, der seinen Teil des Roerich-Nachlasses in die UdSSR brachte, überreichte eine große Sammlung von Gemälden von Nikolaj Roerichs an den Staat, unter Berufung auf die Vereinbarung über die Errichtung eines staatlichen Museums seines Vaters. Diese Vereinbarung wurde nicht eingehalten, so wie auch kein separater Saal für die Ausstellung von Roerichs Gemälden im Russischen Museum in Sankt Peterburg zugeteilt wurde. Die Gemälde, die Jurij Roerich dem Staat übergeben hatte, befinden sich in der Tretjakow-Galerie und dem Russische Museum. Sie werden nur selten ausgestellt, meist an Jahrestagen des Künstlers. In den Archiven der russischen Museen liegen Hunderte von Bildern von Nikolaj Roerichs, was nach unserer Meinung mangelnden Respekt zeigt vor einem großen Sohn Russlands und der Welt, einem Künstler, Wissenschaftler, großen Friedensstifter. Aber auch Jurij Roerichs Wille wird nicht respektiert. Die Gemälde Nikolaj Roerichs, die vor Betrachtern verborgen sind, verlieren ihre „Kraft“, ihre Energie und erfüllen so nicht ihre Rolle als unerschöpfliche Quelle der Schönheit…

Russland braucht ein Staatliches Museum und aus unserer Sicht gerade in Sankt Peterburg, dem Geburtsort des großen Künstlers. Das staatliche Institut und Museum der Familie Roerich in Sankt Peterburg, verfügt über keine Original-Gemälde des Künstlers und ist zudem ein großartiger Ort für die Errichtung eines staatlichen Roerich-Museums.

In Moskau wurde das Öffentliche Roerich-Museum des Internationalen Roerich-Zentrums (IRZ) entsprechend dem Willen von Svyatoslav Roerich errichtet und ist seit über 25 Jahren erfolgreich tätig. Er befindet sich im Lopukhin-Anwesen, das für diese Zwecke von Svyatoslav Roerich ausgewählt und mit öffentlichen Anstrengungen und Unterstützern wiederhergestellt wurde. Die Aktivitäten des Öffentlichen Roerich-Museums des IRZ, darunter die Arbeiten an der hochqualifizierten Restaurierung des Denkmals des 17–19. Jahrhunderts, wurden von der Staatsführung Russlands und der internationalen Gemeinschaft hoch gelobt.

Fast alles, was Svyatoslav Roerich in seinem Appell „Zaudern verboten“ geschrieben hatte, wurde mit öffentlicher Initiative ins Leben gerufen. Im Öffentlichen Roerich-Museum des IRZ wird ständig eine große Sammlung von Gemälden und Zeichnungen der Roerichs präsentiert. Darüber hinaus werden, ganz so wie Svyatoslav Roerich angeregt hatte, ständig wechselnde Ausstellungen sowie Wanderausstellungen durchgeführt, die Millionen von Menschen in verschiedenen Städten von Russland sowie im nahen und fernen Ausland begeistert für die Möglichkeit, die Werke im Original sehen zu können. Im Zentrum & Museum gibt es einen „Vorlesungs- und Konzertsaal sowie ein Studio für junge Künstler“. Das Zentrum verfügt über eine „große Bibliothek“, in der „Bücher über Kulturgeschichte, Kunst, Philosophie und Arbeiten von Nikolaj und Helena Roerich gesammelt sind.“ „Ich sehe das Zentrum aber auch als wissenschaftliche Einrichtung,“ schrieb Svyatoslav Roerich. Aktuell wurde im Öffentlichen Museum das Forschungszentrum für Fragen des kosmischen Denkens eingerichtet und wird laufend erweitert, was junge Wissenschaftler hierher zur Arbeit zieht. Eine beliebte Sonderform der Vorlesungen im IRZ sind kombinierte Vorträge und Konzerte, die Künstler, Kunsthistoriker, Filmstars, Regisseure, Musiker, Dichter, Reisende usw. moderieren. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Lektorats im Roerich-Museum werden feierliche Zusammenkünfte organisiert. Dies macht das Haus der Roerichs zu einem einzigartigen synthetischen kulturellen Zentrum: zu einem Museion des 21. Jahrhunderts, was seinerzeit Nikolaj Roerich als „Aufenthaltsort aller Arten des Schönen“ beschrieb.

Wir glauben, dass die Gründung eines Staatlichen Roerich-Museums zu begrüßenist, allerdings nicht mit Mitteln des Öffentlichen Roerich-Museums des IRZ. Es ist wichtig, Gebäude für ein solches Museum zu finden, aber nicht gegen den Willen von Svyatoslav Roerich zu verstoßen, dem Stifter desjenigen Teils des Roerich-Nachlasses, der offen und frei zugänglich im Lopukhin-Anwesen ausgestellt ist. Man kann die Möglichkeit der Austellung des gesamten Roerich-Nachlasses, der sich auf dem Territorium Russlands befindet, erweitern ohne Zerstörung des erfolgreich tätigen öffentlichen Roerich-Museums und ohne seine Verbannung aus dem von der Öffentlichkeit restaurierten Lopukhin-Anwesens, das Svyatoslav Roerich für die Unterbringung eben eines derartigen Museums versprochen und schriftlich dokumentiert wurde.

Am 3. Juli 1989 schrieb Svyatoslav Roerich: „Alle bereits vorhandenen Einrichtungen, nämlich das Arbeitszimmer Nikolaj Roerichs im Museum der Kulturen der Völker des Ostens, das Museum in Isvara, das Arbeitszimmer meines Bruders Jurij in Ihrem Institut, sein Apartment usw. müssen selbstverständlich Verbindungen mit dem Zentrum und Museum eingehen, gleichzeitig jedoch ihre Selbständigkeit bewahren.“ In demselben „Zaudern verboten“ Svyatoslav Roerich s dessen Existenz und Authentizität nicht zu leugnen ist, befinden sich viele wichtige Momente, die berücksichtigt werden müssen. Es ist der Wille des Stifters! Er ist zu respektieren und zu erfüllen, aber nicht durch Zerstörung, sondern durch Kreativität und Zusammenarbeit.

Elena Aleksandrova
Vorsitzende des Koordinierungsrat

Europäische Vereinigung zur Unterstützung des Internationalen
Roerich-Zentrums und seines Öffentlichen Roerich-Museums